Destination Sehnsucht

Sieben, sechs, fünf… die Echolotanzeige spielt Countdown, als wir uns dem Sandstrand nähern. Ok, denke ich, fünf Meter, da können wir mit unserem Katamaran noch etwas näher ran. Aber da fällt mir wieder ein: unser Charterschiff segelt ja unter US-Flagge, die Anzeige ist nicht in Metern, sondern in Fuss! Also runter mit dem Eisen, Rückwärtsgang und den Danforthanker in den Sand graben. “Baja Mar” (flaches Meer) nannten die spanischen Entdecker diesen Teil, den sie für Indien hielten. Baja Mar wurde zu Bahamas und steht für Traumrevier. Doch Bahamas ist nicht gleich Bahamas, wir bleiben weit weg vom Trubel und Shopping in Nassau, wir wollen die kleinen und kleinsten Inselchen (Cays) am äussersten Nordwestrand des Archipels entdecken. Unser Tagesankerplatz in der Treasure Cay übertrifft selbst die Superlative der Werbeprospekte. Das Auge verliert sich in einer hell-türkisfarbigen Wasserebene, mt jeder Wolke changieren die Farbtöne von heller zu dunkler und wieder zurück. Dieses Szenario wird am Ufer mit einem meilenlangen, schneeweissen Sandstrand abgegrenzt. Und das Schönste: keine Menschenseele weit und breit. Wer überfüllte Mittelmeer-Traumbuchten gewöhnt ist, dem wird es hier fast ein bisschen unheimlich. Nochmals checke ich die Seekarte, wir liegen zwischen Sand Bank Cay und Black Point – es ist zwar kein Ankersymbol eingezeichnet, aber es steht auch nirgends, dass hier nicht geankert werden darf, kein Naturschutzgebiet, kein Unterseekabel, rein gar nichts. Wir fahren mit dem Dinghy an an Land, den ganzen Nachmittag passieren gerade mal zwei Strandspaziergänger. Hier ankern wir vor dem Strand, der laut “National Geographic” zu den schönsten 10 der Welt gehört. Er liegt auf Great Abaco Island, Teil der “Out Islands” Bahamas-Inselgruppe, ca. 200 Meilen östlich von Florida entfernt. Die Anreise war lang, aber in diesem Moment ist das alles vergessen.

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