Vasenwurf und frischer Fisch Griechische Ostern unter ­Segeln

Die von der Sonne angestrahlten Fassaden ziehen vorbei, im Yachthafen unter der ­Festung schwojen die Schiffe. Sieben Knoten Fahrt, nach Paxos wollen wir. Der Wind passt, knapp 30 Seemeilen liegen vor uns, immer mit Landsicht. Auch das macht dieses Revier aus, „dadurch eignet sich das Ionische Meer auch gerade für Familien, die mit dem Boot unterwegs sein wollen oder auch Segler, die nicht so erfahren sind“, hat uns zuvor noch Ioannis Trepeklis, der amtierende Bürgermeister von Korfu, vor laufenden Kameras in seiner mit Ikonen und Antiquitäten überbordenden, plüschigen Amtsstube erklärt. Dazu noch die kurzen Distanzen zwischen den rund 50 Inseln und Inselchen mit ihren zahllosen Ankerbuchten und Häfen, in denen sich bei allen Windrichtungen irgendwo ein geschützter Liegeplatz finden lässt, ein ­perfektes Entspannungsrevier und das mit Aussicht. Das Grün in der Kombination mit dem blauen Meer tut dem Auge gut. An den Ufern des Festlandes und der Inseln verstecken sich Höhlen und Grotten, kleine Buchten, von der Natur zurückeroberte Gemäuer und versteckte Kirchen. Wie auf den Paxos ­vorgelagerten Inseln zum Beispiel. Bei der nördlichen Durchfahrt durch den Kanal zum Liegeplatz quasi direkt im Ort kommt man erst an der kleinen vorgelagerten Insel Áyios Nikólaos mit venezianischer Ruine und ­anschliessend an Panagia mit der Marienwallfahrtskirche vorbei. Festmacher klar machen… Vor allem im ­Sommer wird die Insel von vielen Charterern als erstes Etappen­ziel genutzt. Doch noch ist es ruhig. Im fjordähnlichen Hafen liegen nur wenige Yachten. Auf dem Kirchhof werden die Familiengräber geputzt, die Frauen bereiten den Epitaph, das symbolische Grab Jesu, für die Prozession vor. Daneben werden frisch gepflückte Orangen vom Pickup aus verkauft, im Kafenion spielen dunkel gekleidete Männer Tavlis, die griechisches Variante des Backgammon. Die Zeit scheint stehen ­geblieben zu sein. Vor dem Osterfest gehören die Inseln noch ihnen. Regenschauer helfen beim Klar-Schiff-machen, an Deck und auf dem Marktplatz. Selbst der Freiheits­kämpfer Anemogiánnis, der hier im Hafen von Gáios Anfang des 19. Jahrhunderts ein türkisches Schiff versenkt hat, scheint auf seinem Schiffsbug am Hafen­rand den anstehenden Festtagen voller Spannung entgegen zu sehen, die Fackel in der Hand, bereit für die nächtlichen Prozessionen.

Doch bis dahin haben wir noch Zeit für einen kurzen Abstecher nach Lakka an der Nordspitze von Paxos und weiter in Richtung Festland. Das ruhigere Antipaxos lassen wir aus – diesmal ist Ostern wichtiger als noch ein paar Seemeilen zu machen. Und so sind wir weiter auf Kirchentour. Das terrassenförmige, verwinkelte Parga an der griechischen Festlandküste ist wieder ein Hafen mit vorgelagertem Inselchen und ­natürlich einer entsprechenden Kirche und Glockentürmchen. Festmachen an der in die Bucht ragenden Pier ist nicht zu empfehlen, sie ist den Fähren vorbehalten und dementsprechend dimensioniert und ausserdem auch bei wenig Wind recht unruhig. Wer ­länger bleibt, geht direkt vor der Stadt und ihren Stränden oder in den Buchten gleich nebenan vor Anker. Achtung, von See ­kommend liegen vor dem Kircheninselchen Nisaki Tis Panagias und den vorgelagerten Felsen einige Klippen im Wasser.

Zerklüftet ist hier die Küste, Felsenspitzen reichen ins Meer, kleine James-Bond-Felsen scheinen auf dem Wasser zu treiben, ­da-zwischen Grotten, eher spitz geöffnet als ausgewaschen rund. Nisida Agios Nikolaos kommt in Sichtweite – kleiner grau-weisser Fels mit grüner Haube und weisser Kirche. Zu Nikolaus am 6. ­Dezember kommen die Küstenbewohner mit ihren Booten ­hierher, ankern, steigen die steinernen Treppenstufen hinauf zur Kirche und feiern die Messe zu Ehren des Heiligen der Seefahrer und Reisenden. ­Eindrucksvoll muss das sein, wenn überall die kleinen Boote liegen und die Gläubigen wieder Leben auf die Insel bringen. Denn die meiste Zeit des Jahres verbringt sie, umgeben von glasklarem blauen Wasser, im Dornröschenschlaf. Nur hin und wieder kommen Besucher, Kirchgänger, der Pope oder Segler, auf der Suche nach einem ­Fotomotiv, vorbei.

Schreibe einen Kommentar