Segeltorn am Wüstenrand

Erstes Ziel – die Bucht von Pichlingue, nördlich von La Paz, noch auf dem Festland der Provinz Baja California Sud. Drei Kalifornien gibt es übrigens am Rand des Pazifiks, den amerikanischen Bundesstaat und dazu die mexikanischen California Sud und Nord, die sich zusammen die langgezogene Halbinsel teilen.

Vorbei am Industriehafen, wo unentwegt Waren vom Mainland herübergebracht werden und LKWs Schlange stehen macht sich ein leichtes Industriefeeling breit, doch nicht für lange. Die kargen hohen Bergketten an Backbord ziehen alle Blicke auf sich. Und so passiert es, die angepeilte Bucht ist nicht zu finden, schon längst hätte man sie erreichen müssen. Also vielleicht lieber doch mal ab und zu auf Karte oder Plotter schauen, auch wenn keinerlei Untiefen im Weg liegen. Doch will man sein Ziel erreichen, sollte man bekanntermassen entweder ordentlich navigieren oder zumindest an der richtigen Seite die Augen offen halten. Wende, Maschine an und schnell zurücktuckern, vorsichtig herantasten und dann hinter der „Vogelinsel“, dank Guano mehr weiss als rot, abbiegen und staunen: eine breite, weite Bucht, ein makellos weisser Strand mit kleinem Slip für flache Boote und passend drapierter schwarzer Fels für die Optik, dahinter zwei Restaurants, das eine eher leer, das andere, „Playa Pichilingue“ von Wochenendausflügern gut besucht. Ein langer Holzsteg sorgt für die perfekte Tiefe im Bild.

„Anker fallen“, ein Manöver, das wir von nun an mehrmals täglich fahren werden. Dingy ins Wasser, Aussenborder an, was natürlich nicht auf Anhieb klappt, und ab an Land. Die mexikanische Küche wartet – zum letzten Mal. Danach heisst es selbst versorgen. Hoffentlich reichen die Vorräte.

Doch wer in der Nähe von La Paz segelt, sollte unbedingt anhalten in der Bucht von Pichilingue, nicht nur fürs erste Bad im blauen Farbenrausch. Das Restaurant ist noch immer ein Geheimtipp von Jorge Terán, Maler, Immobilienhändler, Schlagzeuger, Hotel- und inzwischen auch Restaurantbesitzer in La Paz. Er kennt sich aus und liebt seine Bucht und das, was er daraus auf den Tisch zaubert. Ceviche zum Beispiel, Salat aus mit Zitronensaft mariniertem rohem Fisch, vom Feinsten.

Ein ganz besonderer Gourmet-Tipp ist die Almeja Chocolata, die braunen glatten Venusmuscheln mit kräftig orangefarbenem Fleisch. Genau wie Austern werden sie roh gegessen. Etwas Salz, ein paar Limonentropfen, ein leichtes Zucken in Orange… und wir sind überzeugt: besser als jede Auster, weil bissfest und nicht schlabberig, und dazu noch fang- oder besser sammelfrisch. Frischester Seafood aus der Bucht. Doch weiter, es gilt das Revier zu erkunden und dazu gehören auch die vielen vorgelagerten Inseln und nicht nur die Küste des langen Landstreifens.