Boom Town Calling

Ausgerechnet am Wochenende sind die Invasionen am schlimmsten. Ob Wachablösung am Buckingham Palace oder Shopping in der Portobello Road – man ist nicht allein. Wer kann, plant deshalb die wichtigsten Highlights der City auf normale Wochentage und konzentriert sich am Weekend auf unspektakuläre, aber nicht minder interessante Locations. Ein anderer Trick: für viele Attraktionen kann man via Internet oder Reisebüro Eintrittstickets bestellen und die Warteschlange überspringen.
Wo aber soll man anfangen? Die Londoner Märkte sind eine schöne Gelegenheit, ins lokale Leben einzutauchen und den Puls einer Stadt zu fühlen. Borough Market ist die Adresse für Liebhaber guten Essens, Camden Lock Market ermöglicht das Eintreten in ein kleines Paralleluniversum und der Broadway Market ist der Ort für den typischen Londoner Hipster. Für Harry-Potter-Fans lohnt sich der Besuch des Leadenhall Markets – ein Déjà-vu- Effekt wird garantiert.

London_greenwich

Wer einen Kontrast zur hektischen Oxford Street oder dem wuseligen Camden sucht, wird mit Sicherheit in Greenwich fündig. Zwischen 30 und 45 Minuten dauert es mit der Tube und der Docklands Light Rail, um von der Innenstadt zur Station Cutty Sark (King William Walk) zu fahren. Bei einem Besuch in Greenwich spürt man, dass London eigentlich am Meer liegt. Nicht nur, weil die Norsee mit jeder Flut den Pegel der Themse ansteigen lässt, sondern auch, weil die Cutty Sark vom maritimen Erbe des Empire zeugt. Ebenso sehenswert ist das Royal Naval College, das seit 1997 zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Die Planungen hatten zunächst einen Palast, dann ein Hospital für alte, verwundete Seeleute vorgesehen (Ende des 19. Jahrhunderts lebten dort tatsächlich rund 2000 Pensionäre).
Heute sind Teile des Gebäudes zu besichtigen. Nebenan lockt das Maritime Museum mit der Geschichte der (britischen) Seefahrt und interaktivem Mitmachen. Der Eintritt ist frei und auch diejenigen, die sich nicht für Seefahrt interessieren, finden hier wenigstens saubere Toiletten.

Auf Null stehen in Greenwich durch den Park zum Royal Observatory spazieren und den recht steilen Hügel am Ende erklimmen. Belohnt wird man nicht nur mit einer wundervollen Aussicht, sondern man kann von nun an behaupten, auf dem Null-Meridian gestanden zu haben, der die Welt geografisch in West und Ost teilt.

Docks & Pubs

Die Vergangenheit Londons als Hafenstadt wird in moderner Form in den Docks spürbar. Entlang der Themse lagen verschiedene Dockbereiche, wo Handelsware umgeladen wude. Das St. Katherine’s Dock war das älteste der geplant angelegten Docks. Wo früher die Segler aus aller Welt festmachten und Hafenarbeiter schufteten, haben nun die Reichen ihr Domizil, auf Wunsch mit Liegeplatz für die Yacht. The Dickens Inn war früher ein Tee-Lagerhaus und beherbergt unter Fachwerkarchitektur eher ein Restaurant als einen Pub. Immerhin gibt es Real Ale aus der Handpumpe. Etwas spleeniger ist der Ten Bells Pub an der Ecke Commercial Street/ Fournier Street im Stadtteil Spitalfields, mit Mosaikwänden und einem Sammel- surium an Mobiliar. Ach ja, ein gewisser Jack the Ripper soll hier früher Stammgast gewesen sein… Im 1. Stock isst man übrigens vorzüglich.

Gratis ins Museum

Der Eintritt in die staatlichen Museen ist kostenlos. Sollte es ausnahmsweise
einmal regnen (das Wetter in London ist besser als sein Ruf), dann ab in die Museen. Im Natural History Museum ist allein schon die Architektur beeindruckend. Gleich nebenan befinden sich das Science Museum und das Victoria & Albert Museum (V&A). Für das renommierte und riesige British Museum und die Tate Modern (toller Panoramablick über die City) sollte man jedoch nicht unbedingt warten, bis es endlich regnet…

Architektur modern

Prinz Charles mag es zwar nicht so, aber die modernen Wolkenkratzer prägen das Gesicht Londons. Mit typischem englischem Humor bekommen sie alle einen passenden Übernahmen verpasst: Norman Fosters “30 St Mary Axe” wird liebevoll “The Gherkin” (die Gurke) genannt, Renzo Pianos “London Bridge Tower” “The Shard” (die Scherbe), Rafael Viñolys Gebäude mit dem Arbeitstitel “20 Fenchurch Street” wird seiner Form wegen “Walkie Talkie” genannt und die Käseraffel (das Leaden- hall Building) ist das „Cheesegrater“ von Richard Rogers).

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