Südkorsika

“Leinen los” ist einer der schönsten Befehle, den ich geben mag. Vom Heck kommt die Bestätigung in doppelter Ausführung: Siamo liberi! Leinen klar, also keine Gefahr für die Schiffschrauben, aber auch im doppelten Sinne: wir sind frei! Gleiches Prozedere auf dem Vorschiff, wo die Skipperfrau die Mooringleine versenkt. gemächlich schiebt sich unser Katamaran, eine Mahé 36, aus der Box. geniesserisch langsam verlassen wir die Marina von Solenzara in der Mitte von Korsikas Ostküste.

Damit ist unser erster Wunsch in dieser Woche bereits in Erfüllung gegangen: gleich nach dem Einchecken auslaufen. Wer das Gewusel an den Charterbasen kennt, weiss, dass dies nicht immer der Fall sein kann. Aber unsere Familiencrew hat bereits auf dem Anfahrweg eingekauft, die Übernahme verlief reibungslos, der Katamaran mit Baujahr 2013 ist gut im Schuss und ohne Schaden. Fender und Gangway haben wir ganz unten verstaut, denn wir haben uns ein zweites Ziel auf die Fahne geschrieben: wir wollen keine Marina, keinen Hafen anlaufen, sondern nur in Buchten ankern. Die Idee dazu entstand während der Woche zuvor, die wir an Land in einem Ferienhaus im Norden Korsikas verbrachten. Was als Slow downing und Akklimatisierung gedacht war, entwickelte sich bald zu einer langweiligen Baderoutine. Sehnsuchtsvoll starrte die ganze Familie auf die weissen Segel, die am Horizont vorbeizogen. Wir waren den Sonnenschirmen, dem bunten, aber lauten Strandgewusel und den Autotransfers vom und zum Strand ziemlich überdrüssig. Genug der Zuvilisation, jetzt hiess es Kurs Süd auf einsame Buchten und ungebundenes Piratendasein!