Südkorsika

Was für ein Leben

Etwas mehr als eine Stunde später gräbt sich unser Anker auf dem sandigen Grund der Anse de Favone ein. Motoren aus… Stille herrscht. Wir geniessen die Langsamkeit des Bordlebens, unser Kat ist unserer kleine Welt. Apéro, Abendessen, der Anblick der Bucht verändert sich ständig im Abendlicht. Vor dem letzten Drink noch schnell den Wetterbericht für die nächsten Tage prüfen: grand beau, régime de brise. Die Nacht bricht herein, noch etwas Sternegucken, dann geht es ab in die Kojen, wo wir von einer butterweichen Dünung sanft in den Schlaf gewiegt werden.
Am nächsten Morgen dann die nächste Challenge: wir haben uns vorgenommen, den Tag frühmorgens mit einem Sprung in türkisfarbenes Wasser zu beginnen. So treffen sich Herr Lindt und Frau Sprüngli (alias Herr und Frau Skipper) an Deck und zelebrieren ihr Ritual. Anse Favone: Farbtest Türkis erfüllt. Und das Schöne daran: weit und breit keine Quallen, die hatten uns nämlich das Badevergnügen während der ersten Woche im Norden etwas getrübt.

Laisser faire, laisser aller

Eine einzige Woche Segelferien mag kurz erscheinen, doch wenn man in einem Revier kreuzt, wo lohnenswerte Anlaufpunkte nahe beieinander liegen, kann man das Ganze locker angehen. Man darf sich nur nicht zu einer allzu ambitiösen Routenplanung hinreissen lassen. Natürlich hätten wir es theoretisch bis Capo Testa (an der Nordwestecke von Sardinien) und zurück geschafft, aber wer will sich schon stressen? Der Wind bestimmte unsere Route, unser Laisser-faire-Feeling die Tagesetappen. Wir lassen selbst Porto Vecchio und Bonifacio links (auf der Seekarte rechts) liegen und verzichten auf diesem Törn auf diese absoluten Must-See-Stops (die wir eh von früheren Törns bestens kennen). Viel lieber widmen wir uns der Ostküste und nehmen Buchten unter die Lupe, die wir nur vom Vorbeisegeln kannten. Das Wetterglück ist mit uns, die ganze Woche über herrscht ein “Régime de brise” über der Schwarzkopf-Insel, wir machen so manchen Schlag von der Küste weg und freuen uns, wie munter unsere Gecko IV (ein Mahé Katamaran von Fountaine Pajot) unterwegs ist. Gegen Ende des Nachmittags steuern wir die Bucht von Santa Giulia an, nicht unbedingt ein Geheimtipp – aber auch hier erleben wir unser blaues Wunder. Das Bojenfeld im Südteil der Giulia-Bucht liegt über türkisfarbigem Wasser, in Schwimmweite lockt ein pittoresker Steingarten mit rund geschliffenen Felsformationen vor dunkelgrüner Vegetation – mit etwas Fantasie wähnt man sich auf den Seychellen.Nach dem morgendlichen Spring- und Farbtestritual gönnen wir uns ein petit déjeuner auf der Veranda des Moby Dick Strandhotels, gefolgt von Dinghy-Discorvery der felsigen Uferzone. Schwimmen, dann auf dem Netz von Gecko rumturnen und Sonne tanken – so hatten wir uns das vorgestellt. Trotzdem geben wir der Versuchung nicht nach, noch eine weitere Nacht zu bleiben und setzen nachmittags unseren Bummeltrip in den Süden fort.