Mit dem Wattpostboten nach Hallig Süderoog

Sendung für Süderoog: 17 Uhr, das Watt liegt in der Sonne vor Pellworm, es ist zweieinhalb Stunden vor Niedrigwasser. Knud Knudsen schultert seinen gelben Rucksack mit dem Posthorn und geht den Deich hinunter, in der Ferne ist die Silhouette der Hallig Süderoog zu erkennen. Dort leben Nele Wree und Holger Spreer. Knud Knudsen geht zwei Mal pro Woche – von Frühjahr bis Herbst mit Gästen auch bis zu vier Mal – zu den beiden Halligleuten, er bringt Ihnen im Auftrag der Deutschen Post Brief- und Paketsendungen: Knud Knudsen ist Watt-Postbote.
Wer mag, und fit genug für die insgesamt knapp 14 Kilometer Strecke ist, kann ihn begleiten. Das Wattenmeer vor der Westküste Schleswig-Holsteins ist weltweit einzigartig. Die Aufgabe als Watt-Postbote auch.

Knud Knudsen, 61, arbeitet hauptberuflich beim LKN als Wasserbauer auf Pellworm. Und dies hier ist sein Leben voller Leidenschaft: „ich bringe seit 15 Jahren die Post auf die Hallig oder hole sie ab“, sagt der Watt-Postbote als die Gruppe den ersten und tiefsten Priel problemlos gequert hat, „als die Stelle frei wurde, habe ich nicht einen Augenblick gezögert, sie zu übernehmen. Das ist eine schöne Tradition und solange ich das kann, mache ich das auch!“ und vor allem sehr, sehr gern. „Die Touren laufe ich, wenn ich frei habe oder nach Feierabend.“ Nun peilt Knudsen – wohl der einzige Postbote, der mit einem Kompass arbeitet – die Marschroute, die Hallig wird bis unmittelbar vor dem Ende des Hinweges immer zur Rechten den Weg weisen. „Direkt können wir nicht dorthin laufen – zu viel Schlick, zu viele Priele.“

Wesentlichen dieselbe – und sie ist dennoch jeden Tag anders: „Das Liebe ich am Watt, dieser einzigartigen Natur hier draußen: Du siehst nie das Gleiche. Jeder Tag ist mit seinen licht- und Wolkenstimmungen anders. Mal gehe ich morgens, mal abends, sommers wie winters – von den Eindrükken her ist keine Tour wie die andere.“ Er liebt den Wind und er liebt die Weite. Auch die Vogelwelt ändere sich mit den Jahreszeiten, erklärt er. Vom Frühjahr bis in den Oktober nimmt er gern Gäste mit, im Winter geht er oft allein. „Ich bin gern allein unterwegs, ich gehe aber genauso gern mit Gästen!“ vor allem, wenn er sie mit seiner stillen, zurückhaltenden art von den Schönheiten des Nordfriesischen wattenmeeres, der Natur hier draußen, begeistern kann. Wenn sich die Gäste freuen, dann freut sich der Watt-Postbote sie mitgenommen zu haben. Wohlgemerkt: Das ist keine klassische Wattwanderung mit würmerausgraben und Erklärung der „Small Five“ – doch wer Knud Knudsen was fragt, wird eine Antwort bekommen.