Eine Reise in den Süden

Etappe 2: La Côte d’Azur
Wer die Douceur lieber mit Salzwasser kombiniert, fährt ab dem Tessin noch ca. drei Stunden weiter und folgt der ligurischen Küste nach Westen. Gleich nach der italienisch/französischen Grenze liegt Menton, hier beginnt die vielgerühmte Côte d’Azur. Und sie beginnt gleich richtig gut. Menton(e) ist eine bunte Mischung aus französisch und italienisch, aus neuen Stadtteilen und postkartenidyllischer Altstadt und über allem der bunte Glockenturm der Kathedrale Saint-Michel. Mit einer sehr lebhaften Markthalle, kleinen Restaurants und der Promenade du Soleil, der Uferpromenade (mit schönem Strand), die weniger touristisch als z.B. Nizza und Cannes unter der Sonne liegt. Edelboutiquen sucht man vergebens, dafür viele kleine Geschäfte, die mit lokalen Produkten gute Geschäfte machen. Dank dem Mikroklima ist Menton für seine Zitronen bekannt geworden, denen seit 1934 das “Fête du Citron” gewidmet ist (Ende Februar – Anfang März). Für die Dekoration des Parc Biovès und der Umzugswagen benötigt man mehr als 1000 Tonnen Zitrusfrüchte, die wegen der benötigten Menge allerdings heutzutage grösstenteils spanischer Herkunft sind.

Kunst am Hafen. In der ehemaligen Bastion am Hafen war das Musée Jean Cocteau: untergebracht, ein von Jean Cocteau selbst zu Lebzeiten entworfenes und mit eigenen Gemälden und Keramiken ausgestattetes Kunstmuseum. Mit der Eröffnung eines futuristischen Museums hat Allroundkünstler Cocteau (Schriftsteller, Maler, Regisseur) ein neues Domizil erhalten. Dank einer Schenkung des Sammlers Séverin Wunderman beherbergt das vom französischen Star-Architekten Rudy Ricciotti entworfene Kunsthaus 1800 Werke, wovon jeweils rund 300 in wechselnden Austellungen gezeigt werden. Da Cocteau wie viele Künstler lange an der Côte d’Azur lebte, folgen wir seinen Spuren. Er als Insider und Schöngeist müsste ja die besten Hot Spots kennen… Seit letztem Sommer kann man die Villa Santo Sospir am Cap Ferrat besichtigen. Die Villa gehörte Francine Weisweiller, einer Freundin Cocteaus, die ihn als Mäzenin regelmässig zu sich lud. Über 13 Jahre wirkte Cocteau an der Villa und hinterliess seine künstlerischen Spuren. Ebenso finden sich seine Fresken im Theater von Cap d’Ail, im Hochzeitssaal von Menton und in der Saint-Pierre-Kapelle der Fischer von Villefranche-sur-Mer. Dort im Hotel Welcome zu übernachten ist ein abolutes Must. Hier war Cocteau Stammgast (das Eingangsmosaik trägt unverkennbar seine Signatur), dort verkehrte Hollywood- und Künstler-Prominenz und schauten Grössen wie Churchill von der Terrasse auf den kleinen Hafen und die blaue Bucht. In den individuell gestaltetet Hotelzimmern und in der Winebar spürt man auch heute noch das Flair der Goldenen Jahre. Am Fischstand direkt vor dem Hotel (und gleich neben der Bronzebüste von Cocteau) kann man sich bereits morgens bei Jean-Paul einen frischen Fisch aussuchen, den man dann abends im Restaurant “La Fille Du Pêcheur” auf dem Teller hat. Kuriosum: die Rue Obscura, eine gedeckte, dunkle Gasse, wo einst die Wachen der Bastion ihre Runden drehten und wo die Bewohner bei den Bombardierungen im 2. Weltkrieg Schutz fanden.

Avenue Jean Cocteau 14, Saint-Jean-Cap-Ferrat, France;
Saint-Pierre-Kapelle, Quai de l’Amiral Courbet, Villefranche-sur-Mer, France

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