Eine Reise in den Süden

Russischer Kriegshafen. So beschaulich Villefranche-sur-Mer heute ist, seine mächtigen Befestigungsanlagen zeugen von seiner glorreichen Vergangenheit. Seit dem 18. Jh. war es der grosse Kriegshafen der Savoyen und später sardischer Staatshafen (der Hafen der sardischen Grafschaft Nizza war damals noch nicht ausgebaut). Victor-Amédéee II, Fürst von Savoyen, liess den einzigen Hafen für seine Galeerenflotte militärisch befestigen und erweitern, bis er Arsenal, Lazarett und Kaserne umfasste. Seltsamerweise weckte genau dieser Hafen in Russland grosses Interesse. Bei jedem Konflikt zwischen dem russischen Zarenreich und der Türkei lagen zeitweilig russische Flottenverbände in der geschützen Reede von Villefranche vor Anker. Nach dem Krimkrieg, als Russland durch den Verlust des Bosporus keinen Mittelmeerzugang mehr hatte, wurde der Hafen noch wichtiger. 1858 überliess der neue Besitzer, der König von Sardinien, den Russen für 25 Jahre die Hafenanlage, damit dort Brennstoff und Versorgungsgüter gelagert werden konnten. Die “Russische Gesellschaft für Dampfschifffahrt und Handel” sollte nach dem Krimkrieg die Handelsschifffahrt zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer fördern. Auch die russische Zarenfamilie lief auf ihren sommerlichen Ferientörns Villefranche an. So begann der Boom der russischen Feriengäste (in Nizza wurde bereits 1912 das grösste russisch-orthodoxe Bauwerk eingeweiht, die Katherdrale St. Nicolas am Boulevard du Tsarevitch). In diesem Gefolge liess sich ein Stab von Wissenschaftlern und Gelehrten aus Kiew in den Arsenalen nieder, um meereskundliche Forschungsarbeiten zu betreiben. Erst in den 1939er-Jahren übernahm die Universität von Paris die Basis, heute arbeitet hier eine meereszoologische Forschungsstation mit internationalem Renomée. Die Bilderbuch-Bucht wird auch gerne von Kreuzfahrtschiffen angelaufen (also nicht an den grossen Bojen in der Mitte der Reede festmachen), wo die Touristen am eigens gebauten Terminal mit den Begleitbooten an Land gehen. Dann klingeln die Kassen nicht nur in Vilefranche!

Port de Villefranche Darse – CCI Nice Côte d’Azur, Chemin du Lazaret, 06230 Villefranche-sur-Mer, France;
Fort du Mont Alban, Chemin du Fort du Mont Alban, 06032 Nice, France;
Villa Ephrussi de Rothschild, 1 Avenue Ephrussi de Rothschild, 06230 Saint-Jean-Cap-Ferrat, France;
Parc du Mont Boron, 06300 Nice, France;
15 Chemin de Passable, 06230 Saint-Jean-Cap-Ferrat, France

Le long de la Côte. Küstennavigation ist hier einfach, wer ein bisschen aufpasst, kann fast nichts falsch machen. Jederzeit ist eine Marina in Reichweite und in der Vor- und Nachsaison ist fast immer ein Platz zu finden. Ausser Juli und August kann es eng werden. Schliesslich sind allein an der Côte über 70’000 Boote registriert, Tendenz steigend. Deshalb wundert es nicht, dass ständig neue Häfen gebaut oder bestehende ausgebaut werden. Antibes dient als gutes Beispiel: mit mehr als 1700 Liegeplätzen ist der grösste seiner Art in Europa, aber hier einen Platz zu finden, ist fast unmöglich (immerhin kann man vor dem Hafen ankern). Dafür eignet er sich vortrefflich für Yacht Watching!

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