Schon bei der Ankunft fühle ich mich in meiner Theorie bestätigt: La Fattoria ist nichts anderes als die perfekte Toscana-Kulisse. Zypressen säumen die Einfahrt, gleich neben dem Parkplatz liegt eine Art Dorfplatz, mit kleinen Gebäuden, überwachsen mit blühenden Büschen. Daneben ein Bilderbuch-Heustock, wie ihn heute kein normaler Bauer mehr verwendet. „Fehlen nur noch die glücklichen Hühner,“ scherze ich zynisch, als meine Töchter mich auf ebensolche plus Hahn hinweisen, die frei herumlaufen. „Seht ihr, das ist Toscana à la Disneyland!“, damit wollte ich die wachsende Begeisterung meiner Familie für diese Idylle wieder etwas dämpfen. Doch umsonst. Meine Frau war bereits im Hofladen verschwunden, meine Töchter umkreisten die Hühner, denen noch ein Pfau hinterher stolzierte. Hollywood-Kulisse plus ein Schuss Fellini, dachte ich, raffinierte Mischung, absolut filmreif! Und als hätte jemand „Action!“ gerufen, kommen aus den flachen Gebäuden links des Platzes Frauen, die paarweise XXL-Ofenbleche tragen. Sie grüssen freundlich und schleppen ihre köstlich duftende Ladung den Hügel hinauf, wo am Ende ein stattliches Landhaus hinter ausladenden Feigenbäumen thront. Ich folge meiner Nase und trete dort ein, wo die Frauen rausgekommen waren. In dem flachen, langestreckten Gebäude ist die Lebensmittelherstellung der Fattoria untergebracht. Ich hatte blankblitzendes Chromstahl und Rohstoff-Silos erwartet, doch hier sieht es eher nach italienischer Nikolaus- Manufaktur aus, mit Terracotta-Böden und Ziegelsteinbögen. In einer altmodischen Getreide-Maschine wird Mehl gemahlen, daneben liegt die Backstube, wo gerade die Brotteige für den nächsten Morgen vorbereitet werden. Alles hinter braunen Holztüren mit grossen Glasscheiben und rot/weisskarierten Vorhängen. In der Sugo-Abteilung war gerade Feierabend und die Maschinen wurden gereinigt. Gegenüber in der Küche herrscht noch emsiges Treiben, auch hier werden Schüsseln, Teller und Utensilien weggeräumt. Alle, die hier arbeiten, sehen zufrieden, ja fast glücklich aus, als hätten sie nicht gerade einen langen Arbeitstag hinter sich.